Im Zeichen des Schildes
Aus welchen Elementen besteht ein Wappen?Wappen sind Zeichen, die im 12. Jahrhundert im nördlichen Frankreich und in England aufkamen und sich im 13. Jahrhundert in ganz Europa verbreiteten. Anfänglich gehörten sie adligen Kämpfern, da Ritter sie als Erkennungszeichen auf ihrem Schild ins Turnier trugen. Ob sie auch im Chaos einer Schlacht noch ausgemacht werden konnten, ist ungewiss.
Doch Wappen waren auch in weiterer Hinsicht Ausdruck von Identität: Sie wurden vom Vater an dessen Nachkommen weitergegeben und standen so für eine Familie. Die Motivwahl drückte oft Allianzen mit anderen Familien oder mächtigen Herrschern aus. Als Privileg des Adels und des Rittertums waren sie Ausdruck dieses Standes.
Abgebildet werden Wappen meist in Form eines Schildes. Je nach Land und Epoche gibt es bei der Schildform kleine Unterschiede, für Männer läuft der Schild jedoch immer spitz zu. Am Ende des Mittelalters entstanden für Frauen neue Schildformen, z. B. als Raute (Frankreich, England) oder als Oval (Deutschland).
Anfangs besaßen Schilde ein einziges „Feld“; das Bild war also nicht unterteilt. Seit 1250 können Schilde auch in mehrere Felder unterteilt sein, etwa um eine familiäre Allianz durch Heirat oder die verschiedenen Territorien, über die der Besitzer herrschte, anzuzeigen. Die einzelnen Felder zeigen dann meist Motive in bestimmten Farben.
Im Laufe der Zeit kamen weitere Bestandteile außerhalb des Schilds hinzu – aber all dies werden wir uns hier im Detail ansehen.
Tinkturen
Jeder Bestandteil eines Wappens besitzt mindestens eine Farbe, heraldisch als „Tinktur“ bezeichnet. Die Tinkturen bestehen traditionell aus den Metallen Silber (weiß) und Gold (gelb) sowie den Farben Rot, Blau, Schwarz und Grün.Gelegentlich findet man auch Purpur. Dazu kommen Muster, die an Pelze erinnern; am verbreitetsten sind Hermelin und Feh (Eichhörnchenfell).
Die wichtigste heraldische Grundregel lautet, dass keine zwei Metalle oder Farben im gleichen Muster aufeinanderstoßen sollen. Somit soll ein hoher Kontrast gewährleistet werden. Doch Ausnahmen zur Regel gibt es einige.
Teilungen und Heroldsbilder
Wappen zeigen oft ein geometrisches Muster. Ein Schild kann in verschiedene, gleich große Felder unterteilt sein. Eine solche Teilung kann bereits als einfaches Wappen genügen. Dabei können die einzelnen Felder eines Schildes „ledig“, d. h. nur eingefärbt sein, doch meist zeigen sie Motive mit zwei oder mehr Farben. Ein Schild kann vertikal, horizontal oder diagonal in gleichgroße Felder geteilt werden, und das sogar mehrfach.
Einfache geometrische Bilder werden als „Heroldsbilder“ bezeichnet. Sie gehören zu den Grundformen der Heraldik und bestehen aus geometrischen Formen wie einem Kreuz oder Balken unterschiedlicher Größe, die bis an den Schildrand reichen.
Anders als im Französischen werden im Deutschen Teilungen oft zu den Heroldsbildern gerechnet.
Gemeine Figuren
Motive, die stilisierte Lebewesen und Gegenstände darstellen, bezeichnen Heraldiker als „gemeine Figuren“. Diese Figuren berühren in der Regel nicht den Schildrand, können sich aber auch auf einem Heroldsbild befinden. Zu den gemeinen Figuren gehören kleine geometrische Figuren (z. B. Rauten und Sterne), aber auch menschliche Figuren, Tiere (wie etwa Löwen und Adler), Pflanzen, Gebäude, Gegenstände sowie Fantasiewesen. Die Möglichkeiten sind unbegrenzt.
Menschen und Tiere sind dabei in der Regel vom Betrachter gesehen nach links gewendet, um Kampfbereitschaft auszudrücken. Da die Heraldik jedoch vom Träger des Schildes ausgeht, wird „links“ als „heraldisch rechts“ bezeichnet, „rechts“ als „heraldisch links“.
▪ Dies ist ein Auszug des Begleiheftes zur Ausstellung „Ars Heraldica“, erhältlich auf unserer Webseite oder am Empfangsschalter der Nationalbibliothek. Mehr erfahren
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