Deutschrap als Lyrik der Gegenwart Literaturwissenschaftliche Perspektiven

Julia Ingold und Manuel Paß

Nicht-luxemburgisch

Als wirtschaftlich erfolgreichste Musikrichtung unserer Zeit ist Rap längst Gegenstand kultureller und medialer Diskurse. Auch das Feuilleton nimmt inzwischen vermehrt Kenntnis von Künstlerinnen und Künstlern des Subgenres Deutschrap – etwa OG Keemo, Haftbefehl oder Haiyti. Seit den 1980er-Jahren hat sich Deutschrap als eigenständige Kunstform etabliert: Er bedient sich einer spezifischen, innovativen Sprache mit eigenen Stilmitteln, hat eigene Erzählformen hervorgebracht und prägt inzwischen selbst Sprache, Kunst, Literatur und Politik.

Während die bisherigen Hip-Hop Studies im deutschsprachigen Raum vor allem sozial- und kulturwissenschaftlich ausgerichtet sind, nähert sich dieser Band dem Genre aus literaturwissenschaftlicher Perspektive. Er versteht Deutschrap nicht nur als gesellschaftliches Ausdrucksmedium, sondern auch als eigenständige Kunstform mit poetischem Anspruch.

Dabei zeigt sich: Deutschrap verweist selbst auf seine literarische Qualität – durch seine Textlastigkeit, seine Nähe zum Spoken Word und durch historische Bezüge, etwa zur Harlem Renaissance. Konzepte wie Lyricism und Storytelling sind im Genre zentral verankert. Literarische Strategien wie Gattungsbezüge, moderne Balladenformen, Poetizität, Archaismen, Zitatkultur und Palimpsest-Techniken verweisen auf eine bewusste Einschreibung in kulturelle und literarische Traditionen.

Die versammelten Beiträge stammen aus unterschiedlichen Disziplinen, vereint durch das gemeinsame Interesse, Deutschrap als literarisches Phänomen ernst zu nehmen. Der erste Teil widmet sich den Poetiken, die Rapper/-innen in ihren Tracks selbstreflexiv entwerfen, ergänzt durch eine Analyse der Maßstäbe, mit denen das Feuilleton auf Deutschrap blickt. Im zweiten Teil stehen konkrete Poet/-innen oder Poetentypen im Fokus – insbesondere im Hinblick auf die Frage, wie Gruppenzugehörigkeiten in Raptexten performt, bestätigt oder unterlaufen werden.

Dieser Band eröffnet neue Perspektiven auf Deutschrap als literarische Gattung und macht deutlich, wie viel eine kritisch-reflektierte Literaturwissenschaft aus seiner Erforschung gewinnen kann.

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