Literarische Formen des Erinnerns. Die deutschsprachige Gegenwartsliteratur zwischen Aufstörung und Stabilisierung

Nicht-luxemburgisch

Der Sammelband leistet einen Beitrag zur aktuellen Debatte über Formen und Inhalte des Erinnerns in literarischen Texten im Kontext von Krieg, politischem Wandel und Migration. Untersucht wird, wie individuelle, generationenspezifische und kollektive Erinnerungen literarisch verhandelt und welche gesellschaftlichen Deutungen sowie Ausgrenzungen dabei sichtbar werden.

Ein einführender Beitrag bietet grundlegende Überlegungen aus Neurophysiologie und Psychologie zur Funktionsweise des Erinnerns, insbesondere hinsichtlich der Ursachen und Folgen fragiler oder verlorener Gedächtnisinhalte.

Ein erster Schwerpunkt widmet sich den Traumata des Ersten und des Zweiten Weltkriegs. Die deutschsprachige Literatur des 20. Jahrhunderts – vom Expressionismus und der Exilliteratur über die innere Emigration bis hin zur westdeutschen und der DDR-Nachkriegsliteratur – wird als zentraler Ort kollektiver Selbstverständigung analysiert. Auch literarische Reaktionen auf die politischen Zäsuren des Jahres 1968, etwa auf militärische Interventionen in Vietnam oder der ČSSR, werden beleuchtet.

Ein weiterer Fokus liegt auf literarischen Rückblicken auf die DDR, die Wende und die Nachwendezeit. Im Zentrum stehen hier Erinnerungsnarrative zu Transformation, Generationskonflikten und Geschichtspolitik, verbunden mit einer kritischen Reflexion der »Rhetorik der Erinnerung«.

Ein letzter Themenbereich widmet sich literarischen Verhandlungen von Migration. Erinnerungen an Herkunft, Verlust und Neuanfang erscheinen als prägende narrative Strukturen und Ausdruck kultureller Selbstbehauptung.

Analysiert werden Werke u. a. von Saša Stanišić, Assia Djebar, Jan Koneffke, Annett Gröschner, Christoph Hein, Robert Menasse und Verena Boos. Ihre Texte veranschaulichen exemplarisch, wie Literatur Erinnerung gestaltet und kritisch reflektiert.

Der Band eröffnet damit ein theoretisch fundiertes und gleichermaßen literarisch facettenreiches Panorama, das zeigt, wie Narrative Erinnerung strukturieren und gesellschaftlich wirksam werden.

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