Prix Servais 2020 für „Die Mutationen" von Francis Kirps
In der Begründung der Jury heisst es:
„In „Die Mutationen“ geht Francis Kirps von bekannten literarischen Vorlagen aus und gestaltet sie neu. In Form von Spiegelungen, Verflechtungen, Vorgeschichten, Weiter- und Umschreibungen werden Mutationen zum gestalterischen Konzept. So entstehen vielschichtige Geschichten von großer Originalität, die gleichzeitig eine intelligente und humorvolle Interpretation der Ursprungstexte sind. Durch die Multiplikation von Stimmen und Perspektiven – nicht zuletzt aus der Sicht von Tieren – werden Herrschaftsstrukturen und Ausbeutung in Gesellschaft, Medien, Erziehung und Sprache thematisiert. Die zuweilen ironische Distanz des Autors, sein unkonventioneller Erzählstil und die Tiefe seiner Figuren entführen den Leser in verfremdete Welten, die üblichen Erwartungshaltungen trotzen.
Eine Schnecke kreuzt Blicke mit Virginia Woolf, ein Käfer verwandelt sich in eine „peinliche Kreatur“ namens Mensch und eine antike Dystopie spiegelt die moderne kapitalistische Gesellschaft wider. Die LeserInnen ziehen mit einem desillusionierten Eisbären durch Berlin, lesen vom Verrat eines treulosen Hundes und begegnen einem eher unerwarteten Rotkäppchen. In Die Mutationen gelingt es Francis Kirps hervorragend, seiner Leserschaft den Spiegel vorzuhalten. Sein risikoreicher Ansatz der Neuschreibung, seine unerwartete Bilderwahl und sein kreativer Umgang mit Sprach- und Stilregistern haben die Jury überzeugt.“
5 Autoren waren für den Prix Servais 2020 nominiert:
- Pit Hoerold, "In die Augen, in die Ferne, still ins Ohr. 78 stehplaces plätzedebout" (Luxembourg, Éditions Textîle, 2019)
- Francis Kirps, "Die Mutationen. 7 Geschichten & 1 Gedicht" (Bridel, Hydre Éditions, 2019)
- Claudine Muno, "Sou wéi et net war" (Esch-Sauer, Op der Lay, 2019)
- Jean Portante, "Leonardo" (Luxembourg, Éditions PHI, 2019)
- Lambert Schlechter, "Je n’irai plus jamais à Feodossia. Proseries" (Paris, Tinbad, 2019)
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