Jenseits des Sichtbaren - Hilma af Klint = Beyond the visible Regie Halina Dyrschka
Die Filmemacherin Halina Dyrschka nähert sich auf behutsame Weise einer komplexen, vielschichtigen Künstlerpersönlichkeit, die ihrer Zeit weit voraus war. Es entsteht das Bild einer seit frühester Jugend innerlich getriebenen, hochintelligenten Frau, die das Pech hatte, in einer Zeit zu leben, in der patriarchale Strukturen allgegenwärtig waren. Nicht zuletzt in der Kunstwelt. Dass af Klint von vielen (männlichen) Zeitgenossen nicht ernst genommen wurde belegen Interviews mit Kunsthistorikern und anderen Experten sowie Auszüge aus privaten Berichten und Notizbüchern.
Vor allem die Tatsache, dass die an Okkultismus, Theosophie (die Wissenschaft der übersinnlichen Tatsachen) und naturphilosophischen Themen interessierte af Klint als Medium fungierte, rief Kritiker auf den Plan. Kandinsky wird häufig (und nach eigenen Angaben) als Schöpfer des ersten abstrakten Bildes der Welt angesehen. Dass dies jedoch nicht der Wahrheit entspricht zeigen die schier unglaublichen Ähnlichkeiten, die viele von Kandinskys Bildern mit den ersten abstrakten Arbeiten af Klints aufweisen. Das Problem ist nur, wie im Film sehr schön deutlich wird: Kunstgeschichte schreibt man nicht um, nur fort. Und daher lässt man af Klint lieber ganz raus und versteckt sich hinter so scheinheiligen Argumenten, wie dass sie zeitlebens ja nicht ausgestellt hätte und deswegen eben uninteressant sei (MoMa). Dass das mehr als fadenscheinig ist – und vor allem mehr über das Kunstsystem und den fortschreitenden Ausschluss von Frauen ausdemselben aussagt – beweist der Film aufgrund der wirklich hervorragenden Recherche. Bilder der Schwedin waren wohl in 1928 in London ausgestellt, sie war zu Lebzeiten nicht unbekannt, im Gegenteil. Und da kommt man zum universalen Anspruch des Films: denn die aufgedeckten Machstrukturen finden sich nicht nur in der Kunstwelt.
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