Historische Lexikographie des Deutschen hrsg. von Gerhard Diehl und Volker Harm ; unter Mitarbeit von Jan Lüttgering

Nicht-luxemburgisch

Historische Wörterbücher sind zentrale Instrumente der philologischen und sprachhistorischen Forschung und gleichzeitig wichtige Hilfsmittel für alle wissenschaftlichen Disziplinen, deren Arbeit auf dem Verstehen historischer Texte beruht.

Dieser Sammelband bietet eine umfassende Bestandsaufnahme des aktuellen Stands der historischen Lexikografie des Deutschen und vermittelt fundierte Informationen sowie praxisnahe Einblicke. Dabei werden verschiedene Aspekte laufender Wörterbuchprojekte und der lexikografischen Forschung im Kontext der stetig wachsenden Möglichkeiten der Digital Humanities präsentiert.

Um den Bedürfnissen der Benutzer gerecht werden zu können, muss sich das Forschungsfeld sowohl konzeptionell als auch institutionell kontinuierlich weiterentwickeln. Durch die Integration neuer Technologien und Forschungsergebnisse entstehen innovative Darstellungs- und Arbeitsformen, die es ermöglichen, Wörterbücher zu schaffen, die nicht nur informativer, sondern auch interaktiver und zugänglicher sind als je zuvor.

Die Erstellung eines Wörterbuchs zählt zu den klassischen Beispielen geisteswissenschaftlicher Langzeitprojekte. Was 1838 mit dem Deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm seinen Anfang nahm, wird auch nach dem kürzlich erfolgtem Abschluss der Neubearbeitung von über 20 weiteren Wörterbuchprojekten fortgeführt. Bedeutende sprachhistorische Wörterbücher, wie das Frühneuhochdeutsche Wörterbuch, die Neubearbeitung des Deutschen Fremdwörterbuchs sowie mehrere historisch angelegte Mundartwörterbücher, wurden in den letzten Jahren ins Leben gerufen. Das Spektrum der historischen Wörterbücher, die sich derzeit in unterschiedlichen Stadien der Fertigstellung befinden, reicht vom Goethe-Wörterbuch über die Wörterbücher der von Karl Kraus herausgegebenen Zeitschrift Die Fackel bis hin zu Werken, die den Wortschatz des Alt-, Mittel- und Frühneuhochdeutschen dokumentieren. Während die aktuell in Arbeit befindlichen Werke noch parallel in digitaler und gedruckter Form erscheinen, werden neu entstehende Wörterbücher mittlerweile ausschließlich als digitale Informationssysteme veröffentlicht. Einige historische Wörterbücher zählen sogar zu den Vorreitern dieser Entwicklung, wie etwa das Deutsche Rechtswörterbuch, das bereits 1997 online verfügbar war.

Die Beiträge in diesem Band beleuchten die Vorteile der Digitalisierung, die es ermöglicht, Wörterbuchartikel mit Quellen und anderen Informationsressourcen zu verknüpfen und aktuelle Forschungsergebnisse kontinuierlich einzupflegen. Zudem wird die wachsende Notwendigkeit einer verstärkten Vernetzung der Projekte untereinander sowie mit anderen Ressourcen hervorgehoben. Der Bezug zu anderen Formen des Umgangs mit Wörtern und Wörterbüchern, die insbesondere in der Literatur und in Museen, zunehmend aber auch in digitalen Alltagsmedien oder enzyklopädischen Plattformen wie Google und Wikipedia zu finden sind, wird erläutert. Die Möglichkeiten und Grenzen bei der Erfassung, Auswertung und Darstellung von Material werden reflektiert. Unter dem Stichwort der diskursiven Lexikografie werden zudem detaillierte Überlegungen zur besseren Lesbarkeit lexikografischer Texte im Internet vorgestellt.

Die Aufsätze sind allesamt lesenswert und verdeutlichen das enorme Potenzial der historischen Lexikografie. Sie richten sich primär an Studierende der Germanistik, Sprachwissenschaftler und Historiker, sprechen aber auch all jene an, die sich mit den innovativen Entwicklungen und Herausforderungen in dieser facettenreichen Thematik auseinandersetzen möchten.

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