Und Vorhang auf, hallo! Barrie Kosky mit Rainer Simon

Nicht-luxemburgisch

Barrie Kosky, geboren 1967 in Melbourne, ist ein deutsch-australischer Opern- und Theaterregisseur. Bereits im Alter von vierzehn Jahren stand er in Brechts Der unaufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui auf der Bühne. Schon früh übernahm er neben zahlreichen Regiearbeiten auch Führungsaufgaben an Theatern und Opernhäusern. So war er sieben Jahre lang künstlerischer Leiter der Gilgul Theatre Company in Melbourne, fünf Jahre Co-Direktor des Wiener Schauspielhauses und zehn Jahre Intendant und Chefregisseur der Komischen Oper Berlin, die unter seiner Leitung mehrfach ausgezeichnet wurde.

In dem Buch „Und Vorhang auf, hallo!“ Ein Leben mit Salome, Mariza, Miss Piggy & Co., das er zusammen mit seinem langjährigen Mitarbeiter Rainer Simon verfasst hat, schildert Kosky seine Lebens- und Operngeschichte. Sieben Kapitel, benannt nach Figuren aus der Welt des Musiktheaters – Mariza Down Under, Tatjana, Hans Sachs, Miss Piggy, Salome, Tosca und Mackie Messer –, entführen den Leser in Koskys Gedanken- und Arbeitswelt. Dabei beleuchtet er eingehend seine Beziehung zu den verschiedenen Opern, ihren Schöpfern und Protagonisten und bietet ausführliche Beschreibungen einiger seiner herausragenden Inszenierungen.

Der Leser erfährt unter anderem, welche Bedeutung seine ungarisch-jüdische Großmutter für ihn hatte, wie sie ihn an die Oper heranführte und zu seiner Künstleridentität beitrug. Kosky beschreibt seine künstlerische Auseinandersetzung mit dem jiddischen Theater und der jüdischen Kultur. Er wirft einen detaillierten Blick auf den von ihm bewunderten Komponisten Kurt Weill und ermöglicht neue Einsichten in Bezug auf die Dreigroschenoper. Zudem setzt er sich intensiv mit Richard Wagner auseinander, insbesondere im Zusammenhang mit seiner Inszenierung von Die Meistersinger von Nürnberg bei den Bayreuther Festspielen.  Der Kenner erläutert die Kompositionen von Paul Abraham, Emmerich Kálmán und Puccini sowie die Grundsätze der Interpretation.

Als Regisseur verbindet er Bilder, Emotionen und Gedanken mit einem Stück, analysiert dessen Partitur, arbeitet den Gehalt heraus und versucht, das Narrativ zu erfassen und seine Struktur zu umfangen. Im Austausch mit seinem Team – bestehend aus Bühnenbildnern, Kostümbildnern, Dramaturgen und Darstellern – entwickelt Kosky ein Konzept, sucht nach kreativen Lösungen und bringt das Stück schließlich in seiner ganzen Komplexität mittels einer zeitgenössischen Inszenierung dem heutigen Publikum nahe.

In Koskys Buch wird sein Streben nach einer adäquaten Form, nach Erneuerung und einer Leidenschaft deutlich, die keine Grenzen zwischen Oper, Operette und Musical kennt; es liest sich wie ein Plädoyer für eine umarmende, interdisziplinäre, weltoffene, queere Kunst. Diese Kunst – bisweilen provokativ und visuell opulent – soll Fragen aufwerfen, ohne klare Antworten zu geben, den Zuschauer zum Staunen bringen, überraschen und verzaubern.

„Und Vorhang auf, hallo!“ – dieses Motto aus der Muppet Show hat Barrie Kosky nicht zufällig als Titel seines Buches gewählt. Denn in ihm beantwortet er unter anderem die Frage, woher er seine Inspiration als Künstler und Intendant bezieht.

Eine tiefgründige, unterhaltsame und erhellende Autobiografie, die den Leser durch ihre authentische Erzählweise und leidenschaftliche Hingabe zur Kunst mitreißt.

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