Von Ritterschilden zur Nationalflagge Die Wandlung des roten Löwen

Im Grunde ist ein Wappen ein grafisches Konzept. Doch um wahrgenommen zu werden, muss dieses Konzept sichtbar sein. Ursprünglich war das dafür verwendete Medium der Schild, später der Ritterhelm. Im 13. Jahrhundert wurden Wappen dann auf weiteren Gegenständen abgebildet. Damit wurde eine Verbindung zwischen diesen Objekten und dem Wappenträger hergestellt. Letzterer konnte ein Individuum, eine Familie oder gar ein Territorium und dessen Verwaltung sein.

Je nach Medium kann ein Wappen entweder unmittelbar auf seinen Besitzer verweisen oder stellvertretend für den Wappenträger stehen, etwa um ein Dokument zu beglaubigen. Um dies zu verdeutlichen, schauen wir uns die verschiedenen Darstellungen des bekanntesten Wappens Luxemburgs genauer an: des Roten Löwen von Luxemburg.

Als nach 1200 Wappen in der Region des heutigen Luxemburgs aufkamen, gehörte die Grafschaft Luxemburg zur Familie der Herzöge von Limburg. Graf Heinrich V., Sohn Herzogs Walram II. von Limburg aus zweiter Ehe, trug das Limburger Wappen seines Vaters: einen aufrechten roten Löwen auf silbernem Hintergrund. Graf Heinrich fügte jedoch blaue Balken hinzu, vermutlich, damit beide Wappen sich besser voneinander unterschieden, als es zur Schlacht mit seinem Halbbruder Walram von Monschau kam.

Im Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit trugen Herolde einen Tappert. Dieses Gewand trug das Wappen ihres jeweiligen Herren oder des Gebietes, das sie vertraten.
© Luxemburg, ca. 1950. Nationalarchiv Luxemburg, XD-000076.

Dieses Wappen wurde von den Grafen an ihre Nachkommen weitergegeben und auch auf deren Gebiete sowie einige der gräflichen Städte wie Grevenmacher oder Durbuy übertragen. Über die Jahrhunderte hinweg wurde das Wappen für alle Territorialgefüge mit dem Namen Luxemburg beibehalten, egal ob Grafschaft, Herzogtum (1354–1795), Großherzogtum (seit 1815) oder belgische Provinz (seit 1839). Auch die Farben der Nationalflagge leiten sich von diesem Wappen ab.

Nach 1815 war das Staatsoberhaupt Luxemburgs ein Großherzog. Dieser stammt aus der Familie von Oranien-Nassau und, nach 1890, aus der Familie von Nassau-Weilburg. Beide Familien tragen einen weiteren Löwen im Wappen, der an ihre gemeinsame Herkunft erinnert: den Nassauer Löwen. Dieser ist ein aufrechter goldener Löwe auf blauem, mit goldenen Schindeln bestreutem Grund. Seit dem 19. Jahrhundert trifft man auch diesen Löwen regelmäßig in Luxemburg an. Der Großherzog trägt beide Löwen im Wappen: den Nassauer als Zeichen seiner Familie und den Luxemburger als Zeichen des Landes.

▪ Dies ist ein Auszug des Begleiheftes zur Ausstellung „Ars Heraldica“, erhältlich auf unserer Webseite oder am Empfangsschalter der Nationalbibliothek. Mehr erfahren

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