Verschwundene Wörter des Mittelalters Michael Schwarzbach-Dobson ; illustriert von Adèle Verlinden

Nicht-luxemburgisch

Der Germanist Michael Schwarzbach-Dobson gewährt uns einen Einblick in die Sprache, Literatur und Kultur des Hochmittelalters. Er stellt rund 80 mittelhochdeutsche Wörter vor, die in der Gegenwartssprache nicht mehr geläufig sind und die vielfältigen Facetten der Epoche widerspiegeln. Diese Begriffe werden allerdings nicht einfach als wissenschaftlich strukturierte Wörterbuchartikel präsentiert, sondern in Form kleiner Erzählungen, die uns tiefere Einblicke in Sprachgewohnheiten, in wechselnde kulturelle Interessen und den Wandel des Ausdrucks liefern. Die Auswahl der Wörter beruht hauptsächlich auf den höfischen Epen und Liedern und ist thematisch gruppiert, etwa nach Rittertum, Familie, Religion, Alltag, Natur oder Liebe. Es überrascht nicht, dass es sich dabei um eine Begriffswelt handelt, die – ausgehend von Frankreich – eng mit der Kultur des christlich-zivilisierten Kriegerideals verbunden ist. Schließlich war es hauptsächlich die gebildete Schicht des weltlichen Adels, die mit der deutschen Sprache vertraut war, während der Klerus vorwiegend Latein verwendete und die Bauern sowie Handwerker – die Mehrheit der Bevölkerung – weder lesen noch schreiben konnten.

Der Autor beleuchtet das Bedeutungsspektrum der mittelhochdeutschen Wörter anhand ausgewählter Beispiele aus der deutschsprachigen Literatur, von den Artusromanen über die Heldenepen bis hin zum Nibelungenlied und den zarten Minneliedern. Mit philologischer Akribie erforscht er ihre historische Semantik. Dabei verfolgt er die Entwicklung dieser Begriffe innerhalb der germanischen Sprachfamilie, zieht Parallelen zu früheren Sprachstufen und erläutert ihren aktuellen Gebrauch in den umliegenden Sprachen.

Nach der Lektüre ergibt sich der Eindruck, dass etliche der vermeintlich verschwundenen Wörter gar nicht komplett verloren gegangen sind, sondern auch heute noch in versteckter Form weiterexistieren. Diese höchst unterhaltsamen und leicht zugänglichen Wortgeschichten werden durch ihre ansprechende Gestaltung und die lebendigen Farben der märchenhaften Illustrationen zu einer wahren Entdeckungsreise durch die Geschichte der deutschen Sprache.

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