Earth Overshoot Day, ein Aufruf zu nachhaltigem Umdenken?

Leseliste

Corinne Wiltgen, Tania Mousel, Andreas Amendt

Bereits im Februar wird in diesem Jahr der so genannte „Overshoot Day“ für Luxemburg erreicht – also der Tag, an dem der hochgerechnete Verbrauch von nachwachsenden Rohstoffen die Kapazität der Erde zur Reproduktion dieser Ressourcen überschreiten würde. Aus diesem Anlass haben Fachreferenten der BnL eine Auswahl an Büchern und Dokumenten aus den Umweltwissenschaften, den Sozialwissenschaften, der Umweltpsychologie und -bildung zusammengestellt, die zur Reflexion über die diversen Aspekte dieser Thematik einladen.

Overshoot. How the world surrendered to climate breakdown (Andreas Malm and Wim Carton)

Available at the library

As a first title, Overshoot by Andreas Malm and Wim Carton was quite fitting, as Luxembourg’s Overshoot Day in February was the inspiration for this reading list. In the book, Malm and Carton, two geographers and sustainability researchers, address the pressing ecological crises that arise from humanity’s excessive consumption of natural resources. The authors attempt to show that our growth-based capitalist economy is unsustainable because our rising demand for energy and materials puts humanity in a state of overshoot. This means, we are consuming more resources and emitting more pollutants yearly than the earth can regenerate and our ecosystem process. The authors further criticize our society’s overwhelming reliance on technical innovations to combat the environmental degradation due to our consumption and instead advocate for a reframing of humanity’s relationship with nature and radical systemic change centered around the idea of degrowth.

L’enfant et la nature. L’éveil au lien (Frédéric Plénard ; avec la collaboration de David d’Equainville)

Disponible en bibliothèque

Dans ce livre, Frédéric Plénard, enseignant en Sciences de la Vie et de la Terre, partage avec ses lecteurs les expériences qu’il a vécues en accompagnant des groupes d’élèves de différents âges lors de sorties scolaires. Il y a constaté les bienfaits de la nature sur les enfants tout comme la nécessité d’un lien avec l’environnement en tant que source de vie. Ce n’est, selon lui, que par les propres expériences, par le ressenti et la vision que ce lien si indispensable ne peut se créer. Afin d’inciter ses lecteurs à suivre ses initiatives, il leur fournit avec son livre des outils utiles contribuant à l’éveil d’un intérêt pour l’espace environnant et un sens des responsabilités prononcé.

Un livre intéressant pour les enseignants bien sûr, mais aussi à toute personne souhaitant faire découvrir aux enfants la richesse de la nature tout en les sensibilisant à sa fragilité et à son caractère irremplaçable.

Revolutionizing sustainability education. Stories and tools of mindset transformation (edited by Ekaterina Ivanova et al.)

Available at the library

Mindset transformation is a fundamental requirement for the achievement of 17 UN Sustainable Development Goals. This is the main message of this book that brings together the voices of business school students from all five continents in 17 educator/student teams of contributing authors. In order to achieve the goal of changing attitudes they have created a platform for experiential learning around sustainability that has led the students try out and reflect on experiences that could change things in their lives and in the world for the better. In this way, they learn a deeper understanding of natural processes and interrelationships, a greater sensitivity to the social fabric and develop a new respect for fundamental human values. The stories show that change is possible when the necessary motivation is present in the form of real, close-to-life situations and contains many practical suggestions.

Gemeinschaftsaufgabe Klimaschutz an Schulen. Ein Leitfaden (Oliver Wagner et al.)

In der Bibliothek verfügbar

Das Anliegen der Autoren dieses Buches ist es zu zeigen, dass Klimaschutz eine Gemeinschaftsaufgabe ist, die es an Schulen zu erlernen und zu erproben gilt. Alle am Schulalltag Beteiligten werden eingeladen sich daran zu beteiligen und zu einer nachhaltigen Schulentwicklung beizutragen. Zahlreiche Beispiele konkret umsetzbarer Aktionen fordern zur Entwicklung eigener Projektideen auf mit dem Ziel die Notwendigkeit und Umsetzbarkeit von Klimaschutz und Maßnahmen zur nachhaltigen Entwicklung in Schule und Gesellschaft zu verankern und zur Übernahme von Verantwortung für Mensch und Umwelt zu befähigen.

Inspiration statt Resignation. Bildung für Umwelt und Nachhaltigkeit neu denken (Regula Kyburz-Graber)

In der Bibliothek verfügbar

Ausgehend von der Feststellung, dass angesichts der Klimakrise eine gedrückte und entmutigte Stimmung zunehmend Raum einnimmt, schlägt die Autorin dieses Buches vor, Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln, die es einem jeden ermöglichen, sich selbstbestimmt einzubringen und sich als Teil eines auf das ein gemeinsames Ziel hinarbeitendes Kollektiv zu erleben. In ihren Augen verleitet dies die Menschen viel eher zu motiviertem Verhalten als es der starre Fokus auf einen dramatischen Umweltzustand, Verbote und wiederholte moralische Appelle an die Vernunft jemals tun könnten. An die Stelle von Resignation durch erdrückende Probleme könnte auf diese Weise Inspiration durch positive, umsetzbare, gemeinsame Projekte und Aktionen treten, die den Weg frei machen für neue Ideen zu Gunsten der Umwelt und der Gemeinschaft. Bereits in der Schule könnte dies anhand eigener Nachforschungen der Schüler in realen Situationen erlernt werden.

Klimawandel – Bewusstseinswandel. Eine Einladung (Stefanie Spessart-Evers)

In der Bibliothek verfügbar

Mit diesem Buch lädt die Psychologin, Soziologin und analytische Psychotherapeutin Stefanie Spessart-Evers dazu ein, den Klimawandel als Motivation zu verstehen alte Gewohnheiten in Frage zu stellen, wieder mehr Nähe zur Natur und zu grundlegenden menschlichen Werten zuzulassen und die gegenwärtigen und zukünftigen Herausforderungen dadurch nicht ausschließlich als Bedrohung sondern auch als Chance zu einer insgesamt positiven Veränderung zu sehen. Sie fordert dazu auf, nicht das Bedrohliche in den Fokus zu rücken, sondern neue Zukunftsmöglichkeiten, die kreative Kräfte und Ideen hervorbringen und Vertrauen in eigene Handlungsfähigkeiten wecken. Gleichzeitig zeigt sie auf, wie dies den Gemeinsinn stärken und so der fortschreitenden Individualisierung innerhalb der Gesellschaft entgegenwirken könnte. Schlussendlich komme es nämlich auf den Menschen an und wie er die Balance zwischen Autonomiestreben und dem Bedürfnis nach Verbundenheit gestaltet. Positive und ermutigende Aspekte einer gemeinsamen Zukunftsgestaltung aufzuzeigen könnte auf jeden Fall aber ein guter erster Schritt zu einem zielführenden Bewusstseinswandel sein.

Wal macht Wetter. Warum biologische Vielfalt unser Klima rettet (Frauke Fischer, Hilke Oberhansberg)

In der Bibliothek verfügbar

Verständlich und – trotz des ernsten Themas – unterhaltsam beschreiben die Autorinnen die Zusammenhänge zwischen dem Aussterben von Tierarten und dem Klimawandel. Aufgrund dieser Zusammenhänge lassen sich jedoch auch Lösungen finden, die beide Probleme zugleich angehen, wie Fischer und Oberhansberg anschaulich darstellen. Bleibt zu hoffen, dass viele Entscheidungsträger dieses Plädoyer lesen und damit einseitige Förderungen von Maßnahmen gestoppt werden, die nur die Bekämpfung des Klimawandel im Blick haben, nicht aber die Artenvielfalt und damit die Gesamtökologie der Erde.

Not the end of the world. How we can be the first generation to build a sustainable planet (Hannah Ritchie)

Available at the library

The data scientist and senior researcher at the University of Oxford cools down the emotional debates about climate change. Ritchie’s book acts like a counterbalance to the pessimism that might lead especially young people into a state of despair or even into the believe that having children is not an option under the current and future climate conditions. Ritchie argues that most of the assumptions about the climate crisis are wrong, and she focuses on solutions for the many problems like pollution, deforestation, the food industry, etc. in order to deliver a sustainable future. 

Klimapanik. Warum uns eine falsche Klimapolitik Billionen kostet und den Planeten nicht retten wird (Bjørn Lombog)

In der Bibliothek verfügbar

Bjørn Lombog, kontrovers diskutierter Autor des 2001 erschienenen Buches „The skeptical environmentalist“, beschreibt den aus seiner Sicht hysterischen Umgang von Politik und Medien mit dem Thema des Klimawandels. Er zeigt auf, wie vor diesem emotionalisierten Hintergrund Unmengen an Steuergeldern in nahezu wirkungslose Maßnahmen gesteckt werden, anstatt mehr in Forschung und Entwicklung zu investieren, um Energiefragen zu lösen und die Erderwärmung einzudämmen. Lombog widerspricht der von vielen Umweltaktivisten vorgetragenen und von manchen Medien übernommenen Ansicht, dass der Klimawandel den Planeten Erde zerstöre und sofort drastische Maßnahmen zu ergreifen wären, um ihn zu retten. Der Klimawandel findet statt, ist aber nicht die so häufig geschilderte apokalyptische Bedrohung, sondern ein Problem, an das sich die Menschheit anpassen kann und muss. Zur Frage des „Wie“ macht der Autor Lösungsvorschläge und schreckt vor drastischen Beispielen und unkonventionellen Ansichten nicht zurück.

The Carbon Footprint Wars. What Might Happen If We Retreat From Globalization? (Stuart Sim)

Available online

The carbon footprint wars are (and already were back in 2009) caused by incommensurable worldviews, where disputants are simply not on the same wavelength in terms of what they are talking about or trying to achieve. Examples range from enthusiastic supporters of globalization for whom economic growth is a sign of success, no matter how it was achieved, to people who see economic growth only as a source of more carbon emissions, so a sign of failure. For some the development of renewable energy sources – solar or wind power, for example – is the answer to all of our problems with fossil fuel, while for others it is a potential destroyer of complex ecosystems with unknown consequences for our world. The author argues that these cognitive limits need to be overcome in order to make any real progress in stabilizing global temperatures and in addressing the problem of how to engineer the best possible (global) trade-off between economic survival and ecological disaster.

Die Plastiksucht. Wie Konzerne Milliarden verdienen und uns abhängig machen (Jacqueline Goebel, Benedict Wermter)

In der Bibliothek verfügbar

Jacqueline Goebels und Benedict Wermter haben sich in diesem Werk mit den weitreichenden Auswirkungen des Plastikkonsums der Menschheit auseinandergesetzt. Die Autoren, zwei Journalisten, führen uns durch die Geschichte des Plastiks, von seiner Entwicklung, um den Menschen das Leben zu erleichtern, über die Erkenntnis, dass der Werkstoff sowohl in der Produktion als auch in der Entsorgung doch problematischer ist.

Plastik ist in der heutigen Welt allgegenwertig, was zu einer regelrechten Plastikflut führt. Plastik wird in der Umwelt nicht abgebaut und führt so zur Verschmutzung der Ozeane und Natur, so wie der Gefährdung der Tierwelt und schlussendlich des Menschen selbst. Außerdem gehen die Autoren auf das Problem der Entsorgung ein, weil viel Plastik, entgegen dem was viele Menschen glauben, nicht recyclebar ist, und somit verbrannt werden muss, was noch einmal Schadstoffe in die Luft stößt. Dazu kommen noch Großkonzerne, die ihre gesamte Lobbykraft einsetzen, um sich jeglicher Regulierung zu widersetzen. 

Schlussendlich enden die Autoren mit Lösungsvorschlägen, wie wir unseren Plastikkonsum reduzieren können, und bewusster mit dem Werkstoff umgehen. Das Werk regt zum Nachdenken an und bietet einen fundierten Überblick über die Problematik in einer Schreibweise, die für den allgemeinen Leser einfach zu verstehen ist.

Marx in the Anthropocene. Towards the idea of degrowth communism (Kohei Saito)

Available at the library

Kohei Saito’s work Marx in the Anthropocene is a fitting addition to this list. The first part of the book compliments Malm’s and Carton’s work very well, as it demonstrates the different ways in which humanity is currently living above the capacities of what earth can provide and process, but also how this consumption is divided very unequally between the different countries and how the effects are felt unequally as well. He brings up the concept of externalities, meaning that the strongest world economies externalize their environmental impacts onto their peripheries.

Saito then makes the connection between this ecological inequality and Karl Marx’s ideas of the failures of capitalism. By analyzing Marx’s lesser-known texts, Saito shows how Marx integrated the environmental aspect in his predictions about the evolution of capitalism already 250 years ago.  Marx understood the relationship between humans and nature, seeing capitalist production as a force that alienates people from both each other and the environment. The author argues that Marx’s ideas can help address the ecological crises of the Anthropocene. Similar to Malm and Carton, Saito emphasizes the importance of degrowth and advocates for a radical transformation of society. He proposes an eco-socialist model that prioritizes sustainability and equitable resource distribution. This, Saito believes, is crucial for overcoming the current environmental degradation due to infinite growth.

Durstiges Land. Wie wir leben, wenn das Wasser knapp wird (Susanne Götze, Annika Joeres)

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Durstiges Land von Susanne Götze und Annika Joeres liefert einen weiteren wichtigen Beitrag zu dieser Leseliste. Schon lange kennt man die Aussage, dass die nächsten Kriege nicht mehr über Öl sondern über Wasser geführt werden würden. Die Autorinnen zeigen in diesem Werk, dass wir uns jetzt schon in einer Wasserkrise befinden und was ihre Auswirkungen auf die Welt sind. Sie haben zur Wasserknappheit in verschiedenen Teilen der Welt recherchiert und zur zunehmenden Privatisierung der Wasserressourcen. Götze und Joeres zeigen hier, dass die Wasserkrise nicht nur am Klimawandel liegt, sondern vor allem auch an politischen Entscheidungen. Durch die Vorherrschaft der Wirtschaft hat unsere industrialisierte Gesellschaft einen immer höheren Wasserverbrauch, was zur Erschöpfung der Wasserreserven führt. Die Journalistinnen weisen außerdem darauf hin, dass genau wie bei anderen Umweltproblematiken, es große Unterschiede gibt wie verschiedene Regionen und Bevölkerungen von der Wasserknappheit betroffen sind. Generell sind es die wirtschaftlich starken Länder der nördlichen Hemisphäre, die den südlichen Ländern ihre Wasserressourcen ausbeuten und privatisieren.

Die Autorinnen fordern ein Umdenken in der globalen Wasserpolitik, in der die Menschheit die Ressource Wasser nicht mehr als ein marktwirtschaftliches Produkt ansieht, sondern als ein zu schützendes Gut und ein universelles Menschenrecht.

Ecologie et féminisme. Révolution ou mutation ? (Françoise d’Eaubonne)

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Finalement l’œuvre Ecologie et féminisme par Françoise d’Eaubonne présente une autre facette intéressante du sujet de l’écologie. Dans cet essai, Françoise d’Eaubonne, écrivaine française et féministe fait le lien entre l’écologie et le féminisme en superposant l’exploitation et la domination de l’environnement par l’homme à la domination et l’oppression de la femme dans notre société patriarchale. Elle va encore plus loin en démontrant que la société patriarchale, capitaliste implique forcément toujours la domination d’une classe par une autre. Avec cette thèse, l’auteure souligne l’interdépendance des luttes de classes, des luttes féministes et écologiques. D’Eaubonne explique le fonctionnement du patriarcat, et son influence sur le capitalisme. Ensuite, elle démontre qu’on ne peut pas avoir l’émancipation des femmes sans luttes de classes et sans protection de l’environnement et vice-versa. Elle plaide pour un changement radical de la société qui s’éloigne du système patriarchal et productiviste, capitaliste vers un monde émancipé. Le livre est un appel à la révolte, un plaidoyer pour une véritable mutation de la société qui prenne en compte les besoins et les droits des femmes tout en protégeant la planète.

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